In einem meiner letzten Beiträge in diesem Forum will ich ein Uraltthema aufgreifen, zu dem die Nennung der Problemursache noch aussteht - d.h. der eine oder der andere wird sicherlich mittlerweile darauf gestoßen sein, aber diese Erkenntnisse haben leider nicht den Weg ins Forum gefunden, es sei denn, ich hätte das später überlesen.
Als ich vor wenigen Jahren per Zufall auf die IG XS1100 und etwas später dann auch auf das XS1100-Forum stieß, hatte ich mal bis zu den Anfängen des Forums zurückgeblättert, um mich über die bislang behandelten Themen oder Probleme und deren Lösungen zu informieren. Dabei stieß ich auf den ganz unten angehängten Thread 'Abstand Bremsscheibe zu Sattelhalter bei rechter Scheibe'. Augenscheinlich streifte da bei 2 XSsen plötzlich die (in Wirklichkeit linke) Bremsscheibe am Bremszangenhalter, nachdem kurz zuvor noch alles in Ordnung gewesen war. Leo behalf sich mit Zusammendrücken der Gabel am unteren Ende, Horst legte 2 Unterlagscheiben zwischen Bremszangenhalter und Befestigungsnocken am Gabeltauchrohr. Es wurde auch die Frage gestellt, warum das Schleifen nur an der linken und nicht auch an der rechten Bremsscheibe auftritt. Dieses Problem kam im Forum nie wieder zur Sprache (wie gesagt, falls ichs nicht übersehen habe), was etwas erstaunt, da es vermutlich gar nicht so selten auftreten dürfte.
Die letztgestellte Frage ist sofort beantwortet: Da das Rad über die Achsverschraubung gegen das rechte Tauchrohr fixiert ist, hat die mit der Radnabe fest verschraubte rechte Bremsscheibe immer eine gleichbleibende Position in Bezug auf die am Tauchrohr angeschraubte Bremszangenhalterung - solange niemand mit dem Vorschlaghammer rangeht oder die XS in einen Unfall verwickelt ist. Auf der linken Seite hingegen ist die Gabelklemmfaust auf der Achse verschiebbar (natürlich nur bei gelöster Klemmverschraubung), und entsprechend ändert sich die Position der Bremszangenhalterung gegenüber der Bremsscheibe.
Zusammendrücken der Gabel oder Zwischenlegen von U-Scheiben 'hilft' zwar auf die Schnelle, beide Maßnahmen stellen letztlich aber keine Lösung des Problems dar, da sie nur an den Symptomen herumdoktern, die Problemursache jedoch unberührt lassen. Das Zusammendrücken der Gabel (und dann Festschrauben der Klemmfaust) ist besonders nachteilig - auch wenn die Gabel nach Gefühl einwandfrei arbeitet, ist doch ein erhöhter Verschleiß der Gleitbahnen die Folge.
Mit ziemlicher Sicherheit ist dem Problemeintritt ein im Bericht vergessenes Verdrehen eines Gabelstandrohres oder beider Rohre vorausgegangen - entweder versehentlich, oder absichtlich im Befolgen des zwar gutgemeinten aber völlig falschen Ratschlags, die Rohre zwecks gleichmäßigen Verschleißes ab und zu um einen bestimmten Betrag zu verdrehen. Bei der XS1100 mit ihren Weicheisen-Standröhrchen von gerade mal 37mm Durchmesser wirkt sich das besonders fatal aus, denn da genügt schon das schwere Krachen in ein Schlagloch, daß sich die Gabel etwas verbiegt. Wenn die Gabelholme am unteren Ende um 1mm nach hinten gebogen sind, so stehen sie nach Drehung der Rohre um 90° 'nach außen' schon 2mm weiter auseinander, und anteilig wirkt sich das linksseitig auf die Position von Bremszangenhalterung zu Bremsscheibe aus. Weitere Zahlenspielereien kann jeder selbst durchführen. Es ist zwar sehr mühsam und eventuell mit vielem Probieren langwierig, da i.a. wahrscheinlich keinem in Erinnerung ist, um wieviel die Standrohre verdreht worden waren, aber eine Behebung der Problemursache gibt es nur durch Zurückdrehen. Noch viel besser wäre es natürlich, wenn das Problem so garnicht auftreten könnte, die XS also von vornherein eine (viel) stabilere Gabel besäße - das ist aber leider nur Wunschdenken.
Die Gabelstandrohre dürfen somit auf keinen Fall verdreht werden. Das läßt sich z.B. sicherstellen, indem man in Flucht der Verschraubungs-Trennfugen der oberen Gabelbrücke als Kontrollmarkierung einen schwachen Körnerpunkt auf die Schräge der Außenfase am oberen Ende der Standrohre setzt. Dieser bleibt auch bei eingeschraubtem Verschlußstopfen und bei ggf. 'durchgesteckter' Gabel sichtbar.
Übrigens ergibt sich auch bei jedem Radwechsel, der ja bei 'hängendem' Rad mit voll ausgefederter Tele erfolgt, eine leichte Verspannung der Telegabel - zwar kein Vergleich mit obigem Problem, aber aus Funktions- und Verschleißgründen lohnt es sich, seiner XS was Gutes zu tun. Nachdem die Montagearbeiten erledigt sind und die XS abgebockt wieder auf eigenen Rädern steht, wird nochmal die Verschraubung der linken Achsklemmfaust gelockert, die Gabel mindestens fünfmal tief eingefedert, so daß sich die Tauchrohre auf Millimeterbruchteile ausrichten können, bevor der zweite Mann bei eingefederter Gabel die Klemmfaustverschraubung wieder anzieht. Ganz klar, daß sich ein großer und schwerer Fahrer da leichter tut, als ein noch so drahtiger oder muskulöser kleinerer Fahrer. Günstigerweise stellt man sich dabei mit dem Vorderrad vor eine Wand, es geht aber auch mittels Betätigung der Vorderradbremse beim Einfedern, die jeweils bei Beginn des Ausfederns sofort gelöst werden muß, da sonst das Ausrichten der Tauchrohre verhindert wird.
Thread 'Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe' aus dem alten Forum, 2006-08-28ff. Tatsächlich ist die linke Bremsscheibe gemeint, wie ja auch im Text deutlich gemacht wird, aber irgendwie ist die rechte Scheibe in die Überschrift reingeraten):
Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe - Yamaha XS 1100 Forum Europa Geschrieben von Leon am 28. August 2006 00:56:22:
Moin,
als wir im Frühjahr bei der Schwarzen das Vorderrad neu gemacht haben, schliff nach dem Einbau des Vorderrades (Achse rein, rechts Mutter angezogen, Klemmfaust angezogen) auf einmal die linke Scheibe am Sattelhalter. Horst hat dasselbe Problem. Bei meiner Roten ist auch nur ein halber mm zwischen Scheibe und Halter.
Mögliche Lösungen: Scheiben unter Halter... Gabel beim Anziehen der Klemmfäuste zusammendrücken ... Keine schönen Lösungen. Seh unschön, vor allem das mit dem Zusammendrücken. Beide Gabeln federn ohne Losbrechmoment einwandfrei. Hat jemnad eine Idee oder Erfahrung wo das herkommt und was man tun kann?
Gruß Leo
Re: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe - Yamaha XS 1100 Forum Europa Geschrieben von Art am 28. August 2006 21:42:28: Als Antwort auf: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe geschrieben von Leon am 28. August 2006 00:56:22:
Hallo,
versuch es doch einmal wie folgt: 1. Achsmutter nur lose und Klemmschale auch nur handfest anziehen. 2. Anschließend die Bremse zum zentrieren ziehen. 3. Achsmutter festziehen und anschließend Klemmschale.
Gruß Art
Re: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe - Yamaha XS 1100 Forum Europa Geschrieben von Leon am 29. August 2006 12:49:53: Als Antwort auf: Re: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe geschrieben von Art am 28. August 2006 21:42:28:
Gute Idee.
Ich frage mich dann aber, ob die Gabel nicht leicht verspannt wird und es dann zu einem stärkeren Losbrechmoment bzw. Verschleiss der Gabelbüchsen kommt. Von wegen Schwimmsattel, sollte dann eigentlich auch die Zentrierung nicht so klappen, oder? Probieren macht kluch, mal sehen.
gruß Leo
Re: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe - Yamaha XS 1100 Forum Europa Geschrieben von Horst Kiewitt am 31. August 2006 09:33:48: Als Antwort auf: Re: Abstand Bremsscheiben zu Sattelhalter bei rechter Scheibe geschrieben von Leon am 29. August 2006 12:49:53:
Tach auch aus dem Ruhrgebiet,
da mein Motorrad diesen seltsamen Fehler aufweist, habe ich natürlich ARTs Gedanken überprüft. Ran an die Achse vorne. Splint raus,Mutter lösen,dann die beiden Schrauben der Gegenseite am Holm lösen. 2 Schrauben für Bremssattel( Übrigens nur auf der linken Seite liegt das problem vor.!!!) rausdrehen,dann die beiden zusätzlichen Scheiben von der Innenseite der Auflagefläche BREMSATTEL zu HOLM entfernen und nun?
Die Achse rechts hat einen Anschlag und wenn die Mutter später fest angezogen ist, passt gerade der Splint durch.Dadurch wird auf der andern Seite der Mitnehmer auf der Achse gegen die Nut im Holm gezogen.Der ist dann fest und wackelt nicht mehr in der Führung 1mm nach rechts und links. So nun noch die beiden letzen Schreiben am linken Holm. Ergebnis : der Bremssattel sitzt wieder so weit aus der Mitte, das er in Kurven an der inneren Seite schleift. Er ist nicht mehr zntriert, bzw die Scheibe ist von Vorne gesehen an der linken Seite der Aussparung des Bremssattel anliegend. Bremsbeläge auf beiden Seiten ca.4 mm Stärke.
Also das Ganze wieder zurück. 2 Scheiben( ca, 1,5.2mm)drunter und alles ist gut. Habe die Gabel nicht gedrückt oder zusammengeschoben Unten. Steht ja auch nirgends so in einem Handbuch.
Also-Fazit : die Dinger (Scheiben) mußten erst von mir dazwischen gestzt werden, nachdem die Gabel auseinandergebaut war zum polieren und dann mit stärkeren Federn wieder zusammengesetzt wurd.Dabei wurden auch die Bremssättel überprüft und neues Öl eingefüllt inklusive Bremsflüssigkeit. Ihr erinnert euch : ein Schrauber in Lipransdorf.....Ich wunderte mich irgendwann mal über seltsame Schleifgeräusche beim Kurvenfahren und rangieren vor der Garage.Auf meine Frage wieviel Material er denn da von der Auflagefläche am Holm weggeschliffen hätte, wurde er schon böse. Also da fehlt glaube ich nichts, was den Ausgleich durch eine Scheibe erklären könnte. Frage also zurück: wer kann sich das erklären und möchte die 2 Scheiben haben?
Einen fehlerfreien Beitrag werde ich wohl nicht mehr schaffen. In der ersten Zeile des letzten Absatzes meiner Ausführungen hätte es statt "... bei jedem Radwechsel ..." heißen müssen "... bei jedem Reifenwechsel oder sonstigem Radaus- und -einbau ...".
Peter
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Ein von Martin hier angehängter Beitrag wurde als Startbeitrag in das neue Thema 'Entspannen' der Telegabel überführt.