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Yamaha XS 1100 Forum

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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 2.692 mal aufgerufen
 Zubehör - An-, Ein- und Umbau
xsTom Offline



Beiträge: 246

01.11.2010 12:03
Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Hallo,

neues aus dem Elektrobereich

Ein Bekannter war auf der Intermot und war begeistert von einer neuen Griffheizung.
Die hat er auch sofort gekauft für das Moped seiner besseren Hälfte.

Also das I-Net angeworfen und schlau gemacht.

http://www.coolride.de/Shop/
http://www.buellmotorcycles.de/coolride-...lsl-lenker.html

Hört sich alles sehr vielversprechend an.

UND! man sieht keine Kabel mehr.
Doof ist nur wenn man Blinker an den Lenkerenden hat.

Gruß Thomas

Peter Kemm ( gelöscht )
Beiträge:

02.11.2010 03:18
#2 RE: Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Hallo Thomas,

die 'Lenkerheizung' mit den Heizpatronen von COOLRIDE (als Wiederholung deiner Angabe http://www.coolride.de/Shop/) sieht sehr interessant aus, wirft aber doch einige Fragen auf - warum ich zu diesem System nicht 'Griffheizung' sage, steht weiter unten.

Gedanken zu Handwärmsystemen beim Motorradfahren:

Wenn bei verkleideten Motorrädern der Windschutz die Hände mit erfaßt, wird selbst bei deutlichen Minustemperaturen (Mitteleuropa) wohl keine Heizung benötigt, und bei gemäßigter 'Kälte' dürften auch bei unverkleideten Maschinen oft gute GoreTex-Winterhandschuhe ausreichen.

Chemo-thermische Systeme für Kurzfahrten werden hier nicht betrachtet. Abgesehen von etwas exotischeren Lösungen wie Warmluftgebläsen, die eine breite Verkleidung oder windabweisende Schalen vor den Griffen bedingen, lassen sich drei elektrisch betriebene Handwärmsysteme unterscheiden - (A) lenkerinnere Heizpatronen, (B) Heizgriffe, (C) geheizte Handschuhe.

Gemeinsam ist (A) und (B) der Nachteil, daß sie an der falschen Stelle wärmen, nämlich an Hand- und Fingerinnenflächen, wo man sowieso nicht friert - die viel wärmebedürftigeren Hand- und Fingerrücken bekommen von der Heizung (fast) nichts, die besonders empfindlichen Fingerspitzen wenig ab. Wenn man wie ich meist mit Mittel- und Ringfingern reaktionsbereit auf Brems- und Kupplungshebel liegend fährt (die parallel gehaltenen kleinen Finger hängen dabei zwangsläufig mehr oder minder 'in der Luft'), sind (A) und (B) weitgehend nutzlos. Von der Verwendung (zusätzlicher) Lenkerstulpen zum 'Zusammenhalten' der Wärme ist dringend abzuraten - falls im Notfall die Hände schnell vom Lenker gelöst werden müssen, bleibt man garantiert hängen!

Darüber hinaus glänzt (A) mit dem mit Abstand schlechtesten Wirkungsgrad - auf dem Weg zur (behandschuhten) Hand muß der Wärmestrom zwei wärmeisolierende Barrieren überwinden, nämlich die Kleberschicht der Patronen und das Griffmaterial, während bei Heizgriffen nur die Griffschicht über den Heizdrähten isoliert. Nochmals merklich ungünstiger sind die Verhältnisse bei (A) am gewissermaßen fliegend gelagerten Gasgriff mit dem hohen Wärmeübergangswiderstand zum Außenteil, zudem wird über den aus Stahl oder Aluminium bestehenden Lenker selbst (beidseitig) ein erheblicher Teil der Wärme nutzlos abgeleitet. Um also an den Griffoberflächen die gleichen Temperaturen zu erreichen, ist bei (A) eine deutlich höhere elektrische Leistung als bei (B) notwendig, was außerdem wahrscheinlich bedeutet, daß die Heizpatronen im Lenker schweinisch heiß werden. Der optische Vorteil von (A) mit den versteckten Anschlußleitungen ist gering, denn irgendwo müssen die Leitungen zum Anschluß an die Steuerbox ja doch raus.

Bei (C) wird ohne Umwege und nur getrennt durch eine dünne Isolationsschicht zwischen Heizgewebe und Haut an der richtigen Stelle gewärmt, nämlich auf Hand- und Fingerrücken, insbesondere werden die Fingerspitzen vom Heizgewebe umfaßt! Voraussetzung ist natürlich ein richtiger und robuster Aufbau der Heizeinlage und des Handschuhs insgesamt. Über die Oberseite der Handschuhe (C) geht mehr Wärme als bei Heizgriffen (B) verloren, was aber durch die direkte Heizung mehr als wettgemacht werden dürfte. Der (fast) optimalen Wirkung stehen bei (C) die lästigen, etwas umständlich zu handhabenden und bei manchen Aktionen behindernden Anschlußleitungen der Handschuhe an die Steuerbox gegenüber - das kann man an der eigenen Maschine aber optimieren. An meiner XS habe ich auf der mittigen Lenkerklemmschale ein Kästchen mit zwei Anschlußbuchsen und einem Ein/Aus-Schalter befestigt - auch bei hochgepacktem Tankrucksack kann man aufgrund des zentralen Anschlusses der Leitungen problemlos z.B. das Visier öffnen und schließen, und beim Anhalten lassen sich ohne größere Behinderung alle die üblichen Aktionen durchführen, bis man abgestiegen ist und schließlich die Steckanschlüsse an den Handschuhen abzieht. Allerdings muß ich gestehen, daß ich seit Jahren keine geheizten Handschuhe mehr benutze - Griffheizungen habe ich noch nie verwendet.

Insgesamt kann man die Eigenschaften der Handwärmsysteme wie folgt charakterisieren: (A) lenkerinnere Heizpatronen - sehr hoher Montageaufwand, sehr schlechter Wirkungsgrad, gute Handhabung; (B) Heizgriffe - mittlerer Montageaufwand, schlechter Wirkungsgrad, gute Handhabung; (C) geheizte Handschuhe - mäßiger Montageaufwand, guter Wirkungsgrad, erträgliche Handhabungseinschränkungen.

Ein recht interessanter Hinweis ist der von Thomas genannten BUELL-Seite http://www.buellmotorcycles.de/coolride-...lsl-lenker.html mit der ausführlichen und reich bebilderten Einbaubeschreibung der Heizpatronen zu entnehmen. Die BUELL XB12sx besitzt eine Spannungsüberwachung des Aux-Anschlusses - an dem man sinnvollerweise auch bei der XS1100 Heizpatronen, Heizgriffe oder geheizte Handschuhe anschließen würde (Aux = auxiliaries = Zusatz- oder Hilfseinrichtungen oder -komponenten), schaltet diesen bei Unterschreitung einer bestimmten Bordnetzspannung ab, und verhindert so bei vergessenem Ausschalten der Heizung oder anderer Komponenten das Leersaugen der Batterie. Weniger schön ist die Führung des Aux-Anschlusses über den Hauptschalter - statt dessen sollte er unabhängig über einen separaten schlüsselbetätigten Schalter ein- und ausgeschaltet werden können. Vielleicht läßt sich diese Spannungsüberwachung an die XS transplantieren - mit zwischen Überwachungseinheit und Schlüsselschalter angeschlossener Borduhr könnte man dann auch diese risikolos über sehr lange Stillstandszeiten eingeschaltet lassen (hierzu vgl.a. Stromkreisaufteilung, Relaisschaltungen).

Unabhängig von meinen oben gewälzten Gedanken wählt natürlich jeder die ihm am besten gefallende Heizlösung aus.

Gruß, Peter

xs-martin Offline

Administrator


Beiträge: 2.495

02.11.2010 12:06
#3 RE: Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Anzumerken sei noch, dass Heizgriffe, Wärmepatronen, etc zusammen mit Goretex-Handschuhen garnicht gehen, weil dann die Feuchtigkeit von aussen nach innen gedrückt wird. Es ist dasselbe Prinzip wie Gore- (Symmpa-, etc)Tex-Handschuhe auf der Heizung "trocknen".

Und wenn die eingeklebte Heizpatrone kaputt geht: wie kriegt man sie wieder raus?

Martin

petloc Offline




Beiträge: 80

30.08.2011 22:28
#4 RE: Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Hallo Thomas,

ich kann mich den ausführlichen Ausführungen von Peter Kemm nur anschließen. Ich hatte vor vielen Jahren eine Lenkerheizung nach Anleitung in einer Motorradzeitschrift selbst angebracht (Typ B nach Peter Kemm). Diese Heizung war zwar sehr primitiv, aber durchaus funktionsfähig. Sie bestand lediglich aus Konstantandrähten einer bestimmten Länge (Länge = Widerstend = Heizleistung). Die Regelung war quasi digital (also entweder ein oder aus - wie beim alten VW-Käfer).

Der Heizeffekt war - zumindest eine gewisse Zeit - durchaus angenehm, allerdings eben an der falschen Stelle, nähmlich den Handinnenflächen. Bei sehr niedrigen Temperaturen stellte sich nach einer gewissen Zeit ein unangenehmer Effekt ein, nämlich Schmerzen in den Fingern, so ähnlich wie wenn man sehr kalte Finger unter warmes Wasser hält, nur nicht so ausgeprägt. Ein lustiger Effekt war die Dampfentwicklung bei Regen, wenn man an der Ampel mal die Hände vom Lenker nimmt. Das sorgte zumindest für verblüffte Blicke so mancher Aufofahrer.

Auf der Rückfahrt von Spanien nach Deutschland geriet ich in den Pyrenäen in einen Dauerregen samt Temperatursturz. Beides hielt an, bis ich nach etwa 10 Stunden Fahrt im Dauerregen schließlich zu Hause war. Nach dem Abnehmen der schwarzen Lederhandschuhe habe ich meine Hände nicht wieder erkannt. Die Handinnenflächen ähnelten denen einer Wasserleiche nach ca. 10 Tagen Verweildauer im Salzwasser und waren zudem tiefschwarz. Durch den Regen und die Wärme hat sich die Lederfarbe gelöst und ist in die Haut eingedrungen. Ich bin ca. 4 Wochen mit schwarzen Handinnenflächen herum gelaufen.

Zugegeben: die Technik meiner Lenkerheizung war vorsintflutlich, das Material der damaligen Handschuhe vermutlich auch. Trotzdem bleiben die systembedingten Schwächen des Heizungstyps (B).

Ich würde mir heute nur noch beheizbare Handschuhe anschaffen, denn nur diese können meiner Ansicht nach die Erwartungen an eine wirklich umfängliche Handwärmung erfüllen. Allerdings sind qualitativ hochwertige warme Handschuhe ohne Heizung sicher auch eine Alternative.

Gruß

Peter

kalui34 Offline



Beiträge: 5

03.12.2012 16:45
#5 RE: Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Oh das ist echt schade, auf meine Goretex Handschuhe will ich echt nicht mehr verzichten! Die sind quasi schon angwachsen ;)

hawkeye666 Offline



Beiträge: 71

03.12.2012 21:01
#6 RE: Griffheizung I-Mot Zitat · Antworten

Hallo,

ich stehe den elektrischen Heizgriffen oder auch Handschuhen eher skeptisch entgegen . Bei Heizgriffen benötigt man " relativ " dünne Handschuhe um die Wärme an die Hand zu bringen .Außerdem ist die Wärmeverteilung vorwiegend auf die Handinneflächen beschränkt - Kältegefühl aber zuerst an den Fingerspitzen auftritt . Bei Goretex wie schon beschrieben ist dies wegen des Wärmeaustausches nicht so gut . Beheizbare Handschuhe haben bei Ausfall der Elektrik( Kabelbruch etc .)oft schlechte Wärmeeigenschaften . Ich selbst halte viel davon den kalten Fahrtwind abzuhalten in Form von Verkleidung oder Lenkerstulpen .Dazu Zweifingerhandschuhe - dabei ist der Wärmeverlust meines Meinung nach geringer als bei Fingerhandschuhen . Eventuell dünne Seidenhandschuhe so das die Oberfläche der Hand nicht so auskühlt .
So bin ich über 10 X aufs Elefantentreffen und 3 X zur Kristallrally nach Norwegen gefahren . Da in Skandinavien im Winter die Luftfeuchte geringer ist bin ich bei minus 20 Grad über 200 Km nur mit Lenkerstulpen - ohne Handschuhe gefahren .


Gruß Thomas

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